Amüsant, skurril und bitter ernst - Theodor Hosemann, Chronist des Berliner Lebens im 19. Jahrhundert

Pressearchiv - Meldung vom 07.11.2017

Pressemitteilung vom 07.11.2017

Theodor Hosemann, Die drei Stubenmaler, Kreidelithografie, koloriert, 1843
Theodor Hosemann, Die drei Stubenmaler, Kreidelithografie, koloriert, 1843

Die Kunsthistorikerin Dr. Gabriela Ivan stellt in einem Vortrag die Ergebnisse ihrer Provenienzforschung vor

Das Stadtmuseum Brandenburg lädt am Donnerstag, dem 09.11.2017 um 18:00 Uhr zu einem interessanten Vortrag mit der Kunsthistorikerin Dr. Gabriele Ivan in das Gotische Haus in der Ritterstraße 89/Johanniskirchplatz 4 ein.
Die Kunsthistorikerin Dr. Gabriela Ivan stellt in einem Vortrag die Ergebnisse ihrer Provenienzforschung vor:
Amüsant, skurril und bitter ernst - Theodor Hosemann, Chronist des Berliner Lebens im 19. Jahrhundert.
Die Theodor-Hosemann-Sammlung der Stadt Brandenburg an der Havel und ausgewählte Beispiele aus den Forschungen zu ihren Provenienzen.
Zum Thema:
Seit dem 29.09.2017 zeigt das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel im Frey-Haus eine Ausstellung über den Grafiker, Maler und Illustrator Theodor Hosemann, der 1807 in Brandenburg an der Havel das Licht der Welt erblickte, die meiste Zeit seines Lebens bis zu seinem Tod 1875 aber in Berlin lebte.
Hosemann befand sich früh im Blick der Stadt Brandenburg bzw. ihres Historischen Vereins, der in den 1890er Jahren zu zwei Vorträgen über Hosemann einlud. Einen davon hielt der Berliner Kunsthistoriker Franz Weinitz, dem unter anderem die ausführliche Biografie des Künstlers zu verdanken ist. Vermutlich wurden damals erste Ankäufe für die Stadt getätigt, denn Weinitz brachte viele Blätter zur Anschauung mit. Und in den 1920er Jahren nennt der Führer durch das Heimatmuseum einen Hosemann-Raum mit Druckgrafiken.
Nachweisbar sind später zahlreiche Ankäufe zwischen 1939 und 1943 durch den Oberbürgermeister Wilhelm Sievers, der ein „Märkisches Kunst- und Heimatmuseum“ errichten wollte, finanziell unterstützt durch die damalige Provinzialverwaltung der Mark Brandenburg in Potsdam.
Aus der Kenntnis dieser Vorgänge entschloss sich das Stadtmuseum, im Sinne der Washingtoner Erklärung von 1998 und der Erklärung der Bundesrepublik von 1999 einen Antrag auf die Prüfung der Provenienzen dieser Ankäufe bei der damaligen Arbeitsstelle für Provenienzforschung, die ins heutige Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg überging, zu stellen. Denn es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass einige dieser Ankäufe im NS-Kunsthandel aus zwangsweise enteignetem Besitz jüdischer Bürger stammen. Das Stadtmuseum sah es als seine moralische Verpflichtung an, diese Vorgänge in der Zeit des Nationalsozialismus zu prüfen und gegebenenfalls auch Kunstwerke an die Erben der Vorbesitzer zurückzugeben.
Im Bestand des Stadtmuseums befinden sich heute insgesamt 110 Werke inkl. 5 Gemälde Theodor Hosemanns, zu denen recherchiert wurde. Darüber hinaus wurden der Bestand an 33 Gemälden des Malers Karl Hagemeister sowie verdächtig erscheinende Einzelstücke anderer Künstler untersucht, die ebenfalls in den Jahren von 1939 bis 1943 angekauft worden waren.
Die Untersuchungen sind vorerst abgeschlossen. Ergebnisse und Erkenntnisse wird die Kunsthistorikerin Frau Dr. Gabriela Ivan in ihrem Vortrag vorstellen.
Diese öffentliche Veranstaltung ist gleichzeitig der mahnenden Erinnerung an die vor nunmehr 79 Jahren am 9. November 1938 durch das NS-Regime provozierte und gelenkte Pogromnacht zur Zerstörung und Plünderung jüdischer Einrichtungen und persönlichen Eigentums und der Vertreibung und anschließender Vernichtung jüdischer Bürger im „Deutschen Reich“ gewidmet.

Bilder in Hochauflösung

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