„Die Freiheit bewahren, die Einheit leben!“

Pressemitteilung vom 03.10.2025

Die Redner des Festaktes zum 35. Tag der Deutschen Einheit: Steffen Scheller, Prof. Dr. Stephan Bröchler, Susanne Graap und Dr. Michael Kolkmann.
Die Redner des Festaktes zum 35. Tag der Deutschen Einheit: Steffen Scheller, Prof. Dr. Stephan Bröchler, Susanne Graap und Dr. Michael Kolkmann.
Steffen Scheller und Anna Loos.
Steffen Scheller und Anna Loos.
Der gut besuchte Dom.
Der gut besuchte Dom.
Geistliche Worte sprach Dompfarrerin Susanne Graap.
Geistliche Worte sprach Dompfarrerin Susanne Graap.
Michael Kolkmann moderierte.
Rotary-Präsident Michael Kolkmann moderierte.
Oberbürgermeister Steffen Scheller während seiner Rede.
Oberbürgermeister Steffen Scheller während seiner Rede.
Die Festansprache hielt Berlins Landeswahlleiter Prof. Dr. Stephan Bröchler.
Die Festansprache hielt Berlins Landeswahlleiter Prof. Dr. Stephan Bröchler.
Während der Nationalhymne.
Während der Nationalhymne.
Die Brandenburger Symphoniker begleiteten die Festveranstaltung.
Die Brandenburger Symphoniker begleiteten die Festveranstaltung.
Oberbürgermeister Steffen Scheller im lockeren Gespräch mit Anna Loos und Dr. med. Holger Siggel.
Oberbürgermeister Steffen Scheller im lockeren Gespräch mit Anna Loos und Dr. med. Holger Siggel.

Festveranstaltung zum 35. Tag der Deutschen Einheit im Dom stärkt die Demokratie

Den 35. Geburtstag der deutschen Einheit haben auf Einladung der Stadt Brandenburg an der Havel und des Rotary-Club Brandenburg viele Gäste mit der Festveranstaltung im Dom zu Brandenburg gefeiert.

Die 90-minütige Einheits-Feier wurde nach guter Tradition vom Präsidenten des Rotary-Clubs Brandenburg – in diesem Jahr Dr. Michael Kolkmann – moderiert und von den Brandenburger Symphonikern musikalisch begleitet. Letztere glänzten unter Leitung ihres Chefdirigenten Andreas Spering unter anderen mit Ludwig van Beethovens Egmond-Ouvertüre sowie einer Franz-Schubert-Sinfonie.

Der verbale Auftakt war Dompfarrerin Susanne Graap vorbehalten. Sie erinnerte daran, dass der 9. November 1989 voller Hoffnung gewesen sei.

Der Weg dann war schön, aber nicht leicht. Alle zusammen machten wir die Erfahrung, Demokratie ist anstrengend. Sie braucht Geduld. Demokratie ist fragil. Das Lied der Freiheit klingt nicht immer harmonisch.

Doch erinnere man sich seit 35 Jahren an jedem 3. Oktober:

Mauern können fallen, Menschen können aufeinander zugehen.

Es gelte weiterhin, die Freiheit zu bewahren und die Einheit zu leben.

Michael Kolkmann begrüßte sodann die vielen Gäste im Dom und beteuerte,

es ist gut, dass wir uns jedes Jahr hier treffen. Und es ist wichtig, die Einheit Tag für Tag zu leben.

Es sei damals alles sehr schnell gegangen,

es hat nur 327 Tag vom Fall der Mauer bis zum Tag der Deutschen Einheit gedauert.

Noch kürzer sei die Zeit von der letzten Volkskammerwahl im März 1990 bis zur ersten gesamtdeutschen Wahl zum Bundestag am 2. Dezember 1990 gewesen. Auch das sei einer der guten Gründe, warum Berlins Landeswahlleiter Prof. Dr. Stephan Bröchler heute die Festansprache halte.

Den Aspekt griff Oberbürgermeister Steffen Scheller sogleich in seiner Rede auf:

Ich finde, es ist ein gutes Zeichen, wenn der Hauptredner am Tag der Deutschen Einheit über Demokratie und Wahlen spricht. Denn Einheit und Freiheit sind ohne Demokratie nicht denkbar – und Demokratie ist ohne Wahlen nicht lebendig.

Dem Anlass entsprechend beteuerte er für seine Stadt

Wir sind stolz auf das, was erreicht wurde. Und nicht zuletzt auch wir Brandenburgerinnen und Brandenburger haben bewiesen, dass wir Veränderungen meistern können. Wir haben unsere Stadt weiterentwickelt. Manchmal geht das nicht ohne Reibung und es liegt wohl in unserer Natur, dass wir nicht überschwänglich loben, sondern bestenfalls mal nicht meckern.

Doch gemeinsam habe man viel erreicht.

In den letzten 35 Jahren haben wir zwar manche Betriebe verloren – aber auch neue gewonnen. Wir haben Schulen modernisiert, Straßen und Plätze erneuert, Vereine und Kultureinrichtungen gestärkt. Wir haben ein starkes Ehrenamt, wir haben Krisen erlebt, haben sie bewältigt und sind in unserer Entwicklung weitergegangen. All das wäre ohne die Einheit nicht gelungen. Denn eine ganz entscheidende Voraussetzung dafür war die Möglichkeit, zu einem Leben in einer marktwirtschaftlich orientierten, sozial ausgerichteten und vor allem freiheitlichen und demokratischen Gesellschaft.

An dieser Stelle würdigte er eine Persönlichkeit, die diesen Geist der Freiheit in ihrem eigenen Leben verkörpert: die gebürtige Brandenburgerin Anna Loos.

Sie war einst aus der DDR geflohen, um ein selbstbestimmtes Leben im Westen führen zu können. Ihrer Heimatstadt ist sie bis heute eng verbunden, hält den Kontakt aufrecht und begleitet uns auch an wichtigen Tagen wie diesem. Erst vor zwei Tagen wurde sie mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, weil sie ein Vorbild für Freiheitswillen und Unabhängigkeit ist und sie sich als Künstlerin gesellschaftspolitisch einbringt. Auch ist die Schirmherrin des Hospizes der Jedermann-Gruppe ist. Es ist für uns eine große Freude, Frau Loos, dass Sie heute hier unter uns sind.

Applaus.

Sodann erinnerte Steffen Scheller an das Wesen der Demokratie:

Freiheit, Gleichheit und Mitbestimmung. Durch Wahlen, durch Beteiligung und Einbeziehung wird Regierungsverantwortung immer wieder legitimiert, wird geteilt und wird kontrolliert. Wahlen bedeuten Verantwortung für die Gewählten. Und Verantwortung zu übernehmen, das verlangt mehr als gute Worte. Politikerinnen und Politiker brauchen Kompetenz und Erfahrung. Sie müssen die Sachlage verstehen, Zusammenhänge durchdringen, Chancen erkennen – und die Folgen ihres Handelns abwägen können. Nur wer über Wissen, Verlässlichkeit und politische Erfahrung verfügt, kann die richtigen Entscheidungen im Sinne der Bürgerinnen und Bürger treffen. Verantwortung in der Politik heißt nicht, alles zu versprechen. Es bedeutet, das Machbare mit dem Wünschenswerten zu verbinden und dabei ehrlich und realistisch zu bleiben. Ich bin davon überzeugt: So entsteht Vertrauen – und nur so bleibt unsere Demokratie lebendig.

Das unterstrich Prof. Dr. Stephan Bröchler, Professor für Politik- und Verwaltungswissenschaften und seit 2022 Landeswahlleiter Berlin, mit seiner Festansprache, für die er das Thema „Demokratie auf dem Prüfstand. Für welche Probleme sind Wahlen die Lösung und für welche nicht?“ gewählt hat.

Auf die selbst gestellte Frage,

ist die Demokratie ein Notfallpatient?,

antwortete er mit Überzeugung,

die Demokratie liegt nicht auf dem Sterbebett!

Es gebe zwar viele Krisen und Kriege, die Zahl demokratischer Staaten sei rückläufig, während autokratische Staaten zunehmen. Umso stärker müsse unsere Demokratie geschätzt und geschützt werden.

Wir sind nicht die beste Demokratie, aber wir gehören zu den besten.

In Deutschland sei die deutliche Mehrheit zufrieden mit der Idee der Demokratie, jedoch sehen sich immer mehr Einwohner von ihr nicht repräsentiert. Daran gelte es zu arbeiten. Deutschland befände sich keinesfalls in einer existenziellen Krise, dennoch gibt es viel zu tun.

Und er bestätigte die Vorredner:

Wahlen sind in einer Demokratie unverzichtbar. Durch Wahlen wird das Ziel verfolgt, dass unterschiedliche Interessen im Parlament vertreten sind. Ohne Wahlen ist eine funktionierende Demokratie undenkbar.

Zum guten Schluss erklangen die Europahymne und die Nationalhymne, die seit nunmehr 35 Jahren annähernd 84 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner der Bundesrepublik Deutschland eint.

Der Festabend klang gemütlich und gedankenreich bei Waffeln und Wein im Kreuzgang des Domes aus.

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