Interessante Lesung und Ausstellung in der Bibliothek

Pressearchiv - Meldung vom 26.08.2004

Pressemitteilung vom 26.08.2004

Hans Hübner stellt sein bewegendes Buch „Helen Ernst -Ein zerbrechliches Menschenkind (1904-1948) - Athen, Zürich, Berlin, Ravensbrück, Schwerin - Stationen einer Künstlerin im Widerstand“ am Freitag, 03.09.2004, um 19:30 Uhr in der Artothek der Fouqué-Bibliothek, Altstädtischer Markt 8, vor. Texte von Helen Ernst liest die Schauspielerin Ina Gaworzewski. Begleitet wird die Lesung durch eine Ausstellungseröffnung mit Kostüm-, Theater-, Kinder- und Aktzeichnungen, Buchillustrationen, Bildern aus dem KZ-Ravensbrück und dem Berliner Frauengefängnis.

Als Zeichnerin und Modedesignerin genoss Helen Ernst das aufregende Kulturleben der goldenen zwanziger Jahre in Berlin. Bald missfiel ihr jedoch „ausschließlich zur Belustigung der besseren Gesellschaft“ tätig zu sein. Unter dem Eindruck der Folgen der Weltwirtschaftskrise zog es sie zur Arbeiterbewegung. Käthe Kollwitz wurde ihr Vorbild. Als politische Gegnerin der Nazis wurde sie 1933 inhaftiert, bevor sie 1943 in die Niederlande emigrierte. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als Modepädagogin und als Illustratorin von Weltliteratur.

1940 wegen „antideutscher Hetzpropaganda“ verhaftet, kam sie 1941 in das Frauen-KZ Ravensbrück. Nach der Befreiung ging Helen Ernst nach Schwerin. Mit Zeichnungen über Ravensbrück versuchte sie, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten und künstlerisch neu zu beginnen. Doch Vorwürfe von Kameradinnen, die ihr Verrat im Lager unterstellten (darunter war auch eine spätere Brandenburgerin), untergruben ihre Lebenskraft. Zwar wurde Helen Ernst noch zu Lebzeiten rehabilitiert, doch wenig später - am 26. März 1948 - starb sie an der Lagerkrankheit TBC. Danach war sie so gut wie vergessen.

Helen Ernst schrieb: “Leider Gott sei dank gehöre ich zu den Beneidenswerten, die die Romane erleben, die von anderen geschrieben werden:“ Hans Hübner, Bibliothekar (1961 bis 1970 Leiter der Stadtbibliothek Brandenburg an der Havel) und Kulturwissenschaftler, hat in 15jähriger Arbeit im In- und Ausland Zeitzeugen befragt und Hunderte Originalarbeiten und Pressezeichnungen, von der Künstlerin illustrierte Bücher, Briefe, Fotos und Akten aufgespürt und ausgewertet.

Die Ausstellung ist bis zum 15. Oktober in der Artothek zu besichtigen.

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