Kränze zum Jahrestag des Beginns der „Euthanasie“-Aktion T4 und des Zweiten Weltkriegs niedergelegt

Pressemitteilung vom 01.09.2020

Ansprache des Oberbürgermeisters Steffen Scheller
Ansprache des Oberbürgermeisters Steffen Scheller
Gedenkstättenleiterin Sylvia de Pasquale
Gedenkstättenleiterin Sylvia de Pasquale
SVV-Vorsitzender Walter Paaschen und Oberbürgermeister Steffen Scheller
SVV-Vorsitzender Walter Paaschen und Oberbürgermeister Steffen Scheller
Kränze zum Jahrestag des Beginns der „Euthanasie“-Aktion T4 und des Zweiten Weltkriegs niedergelegt
Der Fotograf Arnd Weider spricht zu seiner Fotoausstellung in der er sich mit Überresten von Stätten der „Euthanasie“-Verbrechen auseinandergesetzt hat und die in der Gedenkstätte zu sehen ist.
Der Fotograf Arnd Weider spricht zu seiner Fotoausstellung in der er sich mit Überresten von Stätten der „Euthanasie“-Verbrechen auseinandergesetzt hat und die in der Gedenkstätte zu sehen ist.

Anlässlich des 81. Jahrestages des Beginns der „Euthanasie“-Aktion T4 legten heute, am 1. September 2020, Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung auf dem Gelände der „Euthanasie-Gedenkstätte“ am Nicolaiplatz Kränze nieder. 

In seiner Rede nahm Oberbürgermeister Steffen Scheller Bezug zu den verstörenden Bildern, die am vergangene Wochenende vor dem Deutschen Bundestag entstanden und mahnte, aus der Vergangenheit zu lernen und die aktuellen Entwicklungen ernst zu nehmen:

„Die Bilder vom vergangenen Sonnabend, die tumultartigen Szenen, rechtsextreme Pöbeleien und Reichsflaggen vor dem Deutschen Bundestag zeigen, sind verstörend. Was da unter dem Deckmantel des Grundrechts auf Demonstrations- und Meinungsfreiheit passiert ist, hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier völlig zu Recht als einen „unerträglichen Angriff auf das Herz unserer Demokratie“ bezeichnet. Deshalb ist bei solchen Veranstaltungen, wie dieser heutigen Kranzniederlegung, nicht nur der Blick in die Vergangenheit wichtig, sondern auch der Bezug zur Gegenwart und zu aktuellen Entwicklungen. Wenn wir heute davon sprechen, dass wir uns immer wieder der Erinnerung stellen müssen, um daraus Verpflichtungen für die Zukunft abzuleiten, dann hat das vor allem mit der Erkenntnis zu tun, dass sich - genau wie damals - auch in unserer Zeit durch Wegsehen, Ignorieren oder Kleinreden gefährliche Prozesse entwickeln können.“

Im Anschluss der Gedenkveranstaltung wurde die Fotoausstellung „Die Anstalt (part I.)“ von Arnd Weider in der Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie-Morde am Nicolaiplatz eröffnet. Sie ist bis 31. Mai 2021 zu sehen.

Geschichtlicher Hintergrund
Sowohl der Beginn der nationalsozialistischen Euthanasie-Verbrechen mit dem „Gnadentod“-Erlass als auch der Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Überfall auf Polen markierten eine weitere Radikalisierung des NS-Regimes.
In der Stadt Brandenburg wurde 1939 eine der ersten Mordanstalten der „Euthanasie-Aktion T4“ eingerichtet. Zwischen Februar und Oktober 1940 wurden hier mehr als 9000 Patientinnen und Patienten aus Heil- und Pflegeanstalten und psychiatrischen Krankenhäusern ermordet. Davon zeugen heute noch die Fundamente der ehemaligen Anstaltsscheune, wo sich die Gaskammer befand.

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