Vortrag mit Gespräch: Justiz zwischen Diktatur und Demokratie

Pressearchiv - Meldung vom 17.10.2019

Pressemitteilung vom 17.10.2019

Blick in das Zuchthaus „Görden“ in den 1930er Jahren (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Blick in das Zuchthaus „Görden“ in den 1930er Jahren (Foto: Stadtmuseum Brandenburg an der Havel)
Portrait Franz Schleusener, Anfang der 1930er Jahre (Foto: privat)
Portrait Franz Schleusener, Anfang der 1930er Jahre (Foto: privat)

Das Stadtmuseum Brandenburg an der Havel lädt im Rahmen der Ausstellung „Enttäuschung Sehnsucht Hoffnung - “ am Donnerstag, dem 17. Oktober 2019, um 18:00Uhr zu einer Veranstaltung mit dem Thema „Justiz zwischen Diktatur und Demokratie“ in das Altstädtische Bürgerhaus, Bäckerstraße 14, 14770 Brandenburg an der Havel ein. Der Präsident des Oberlandesgerichts Klaus-Christoph Clavée wird sich in einem Vortrag einen schlaglichtartigen Überblick über die Entwicklung der Justiz geben, wie die Nationalsozialisten ab 1933 in sehr kurzer Zeit die Rechtsprechung vereinnahmte und wie sich diese auch vereinnahmen ließ. Ein zweiter Schwerpunkt wird den Aufbau und die Struktur der Justiz in der DDR und ihre Funktionsweise im sozialistischen Staat in ihren wesentlichen Grundzügen darstellen.

Im anschließenden Gespräch und in der Diskussion sollen auch zwei in unserer Ausstellung illustrierte Lebenswege angesprochen werden: Franz Schleusener war zwischen 1914 - 1920 Oberbürgermeister der Stadt Brandenburg. Obwohl er die politischen Umwälzungen ablehnte, blieb er während der Novemberrevolution 1918 und in der jungen Weimarer Republik im Amt. Bis in die Zeit des Nationalsozialismus trat er als Regierungspräsident und Landtagsabgeordneter für Rechtstaatlichkeit und Demokratie ein. Wegen seiner kritischen Haltung zur politischen Entwicklung in der sowjetischen Besatzungszone wurde er im Februar 1950 zur Niederlegung aller Mandate gezwungen und Ende März 1950 verhaftet. Nur wenige Tage später starb er an den Folgen schwerer Misshandlungen in der Haft.

Rechtsanwalt und Notar Sally Cohn hatte seine Kanzlei seit 1931 in der Hauptstraße 63. Zwei Monate nach dem Machtantritt erließ die Hitlerregierung im April 1933 das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“. Das Gesetz sollte die Entfernung politischer Gegner aus dem öffentlichen Dienst ermöglichen, richtete sich vor allem gegen Beamten jüdischer Herkunft, wie es auf Cohn als öffentlicher bestellter Notar zutraf. Erst im März 1941 gelang Cohn und seiner Frau die Flucht in die USA.

Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.

Veranstaltungsdetails

Datum:
Donnerstag, 17.10.2019 um 18:00 Uhr
Ort:
Bürgerhaus Altstadt, Bäckerstraße 14, 14770 Brandenburg an der Havel

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