Interview mit der Gründerin Kathleen Tischer

Bitte stellen Sie sich und Ihr Business kurz vor.

Ich bin Kathleen Tischer, Dipl.-Ing. der Bekleidungstechnik. Im Dezember 2020 habe ich mich selbständig gemacht und arbeite nun freiberuflich als Produktentwicklerin für Mode.

Aber nun werde ich mal kurz erklären, was eine Bekleidungstechnikerin, also ich so mache.

Als Bekleidungstechnikerin bin ich das Bindeglied zwischen Design und Produktion. Meine Kunden haben eine Designvision, diese Idee ist der Anfang eines neuen Produktes und auch der Beginn meiner Arbeit. In enger Zusammenarbeit mit den DesignerInnen und der Produktion bin ich für die Produktentwicklung verantwortlich, so dass das Produkt am Ende in die Serienfertigung gehen kann. Dabei ist der Entwicklungsprozess für jedes Bekleidungsstück individuell. Die Optimierung der Passform, die Auswahl der Materialien, die Überprüfung der Verarbeitung, das Zeitmanagement, alles bedarf einer kompetenten Betrachtung und Begleitung und das mache ich als Produktentwicklerin für Mode.

Und auch das Produktionsmanagement kann dazugehören. Aber egal ob ich nur für die Produktentwicklung beauftragt werde oder auch für das Produktionsmanagement, behalte ich den gesamten Prozess im Blick und setzte den Fokus auf eine gute Passform und eine nachhaltige Qualität. Es liegt mir am Herzen, dass das Ergebnis meiner Arbeit ein Bekleidungsstück ist, das ein Lieblingsteil wird, woran die TrägerInnen lange Freude haben.

Welche Herausforderungen gab es auf dem Weg zur Gründung und wie haben Sie diese gemeistert?

Der Weg meiner Gründung zog sich länger hin als ursprünglich geplant. Bereits 2019 ich kurz vor der Gründung. In der Zeit hatte ich mich sehr intensiv mit der Kehrseite der Mode beschäftigt und ich setzte den Fokus auf nachhaltige Produktentwicklung. Aber dann kamen doch die Zweifel, ob sich die Modewelt tatsächlich ändern lässt und ich hatte erstmal die Nase voll. Aber so ganz hat mich der Gedanke nicht losgelassen, also ging ich 3 Monate später wieder in die Recherche. Doch dann kam im März 2020 der erste Lockdown und nun stand meine Familie erstmal im Mittelpunkt, wir waren viel zusammen und ich hatte auch viel Zeit, um zu reflektieren. In dieser Zeit fiel auch die Entscheidung, Berlin zu verlassen und nach Brandenburg an der Havel zu ziehen. Hier war die Mode zunächst kein großes Thema mehr für mich. Ich war fest davon überzeugt, eine neue Laufbahn anzutreten aber irgendwie drehte ich mich im Kreis und merkte, dass ich die Arbeit an der Klamotte vermisse. Erst zog ich wieder eine Festanstellung in Betracht, jedoch ist die Arbeitswelt der Mode sehr konservativ und jeden Tag nach Berlin pendeln, konnte ich mir nicht vorstellen. Also suchte ich nach einem Weg, der zu meiner Lebenswelt und meinen Werten passt. Während meiner Recherche bin ich auf das TGZ gestoßen. Ich nahm an dem Development Center teil und danach stand fest, ich versuche es einfach: Ich werde an meiner Selbständigkeit arbeiten.

Haben Sie Tipps für künftige Selbständige?

Meine Beraterin gab mir den Tipp, über mein Vorhaben zu reden und dies nicht nur mit Modeleuten. Das tat ich dann auch und so kam es, dass ich meine ersten Aufträge hatte, bevor das Konzept fertig war. Kurz vor Start kamen dann wieder Zweifel, die kommen jetzt auch noch und mit Sicherheit mache ich nicht alles richtig. Aber trotzdem fühle ich mich gut damit, die Gelegenheit genutzt und den Schritt in die Selbständigkeit gewagt zu haben. Daher mein persönlicher Tipp: „Starte deine Reise in die Selbständigkeit, wenn es sich für dich gut anfühlt, habe dabei Mut zur Lücke und zum Imperfekten.“

Wie schätzen Sie den Nutzen der Beratung durch das Projekt Lotsendienst ein?

Schon während meines ersten telefonischen Kontakts mit dem Lotsendienst hatte ich das Gefühl, dass ich hier gut aufgehoben bin und nicht mit all meinen Fragen und Zweifeln allein dastehe.
Jede/r geht mit ganz individuellen Voraussetzungen in die Gründung. Ich zum Beispiel hatte viele Kreativprojekte zu all meinen Herzensthemen Mensch, Natur und Textilien im Kopf und wusste nicht wirklich, wie ich anfangen sollte. Zu dieser Unsicherheit kamen auch noch Fragen wie: Welches unternehmerische Know-how fehlt mir? Wie vereinbare ich die Bedürfnisse meiner Familie mit meinen Bedürfnissen nach Selbstverwirklichung? …
Die Teilnahme am Development Center (DC) gab mir die Möglichkeit, meine Gründungsgedanken zu reflektieren und Lücken bewusst zu machen. Daher war für mich das DC der erste Schritt in die richtige Richtung und ich kann es nur weiterempfehlen.
Das Beraterinnen-Duo und die Gespräche mit den anderen TeilnehmerInnen gaben mir viel Input, sodass ich am Ende klar definieren konnte, wie ich in die Selbständigkeit starten möchte. Anschließend wurde mir eine Betriebsberaterin zur Seite gestellt, die mit professionellem Blick meine Konzeptarbeit bis zur Gründung begleitete.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Ich weiß, ich bin noch am Anfang und habe da einiges auf der Liste.

Zum Bespiel fehlt mir im Moment einfach die Zeit und Ruhe, den Look meines Webauftritts anzugehen. Das ist ein Projekt für die nahe Zukunft.

In fernerer Zukunft sehe ich mich in meinem eigenen Studio mit kleinem Musteratelier und ganz großartig wäre es, wenn daraus eine kleine Produktionsstätte für die regionale Fertigung entstehen würde und ich meine Leidenschaft somit teilen könnte.

Aber alles zu seiner Zeit.

Vielen Dank für das offene Gespräch und die konstruktive Zusammenarbeit während der Beratung. Wir wünschen Ihnen alles erdenklich Gute für Sie persönlich und Ihre unternehmerische Zukunft. Wenn sich künftig Fragen ergeben, treten Sie gern mit uns in Kontakt.

 

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Wenn auch Sie eine Gründerberatung suchen, wenden Sie sich an den Lotsendienst der Stadt Brandenburg an der Havel.

Ansprechpartner: Frau Gundela Otto

Telefon (03381) 38 16 30
Fax (03381) 38 10 02
E-Mail 


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