Pakt für Pflege
Bericht zur Umsetzung des „Pakt für Pflege“ in 2024 in Brandenburg an der Havel
Der „Pakt für Pflege“, ein Schwerpunkt im Koalitionsvertrag von 2020 der letzten Landesregierung, startete Ende des Jahres 2020. Mit Blick auf die für das Land prognostizierten großen Herausforderungen im Bereich der Pflege sollte das Landes-Förderprogramm dazu beitragen, eine gute pflegerische Versorgung in allen Landesteilen sicherzustellen.
Konkret hat der „Pakt für Pflege“ zum Ziel, pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen vor Ort zu unterstützen, Beratungsstrukturen auszubauen und die Fachkräftesicherung in der Pflege zu fördern.
Im Landeshaushalt standen dafür jährlich rund 20 Millionen Euro zur Verfügung.Eine wesentliche Zuwendungsvoraussetzung war die Sicherstellung eines finanziellen Eigenanteils der Zuwendungsempfangenen in Höhe von mindestens 20 %. Der Eigenanteil kann seit Programmstart teilweise oder auch ganz von Dritten erbracht werden. Die Eigenanteile wurden ausschließlich durch die projektbeantragenden Träger bereitgestellt. Die Stadt Brandenburg an der Havel beteiligte sich entsprechend nicht an der Projektfinanzierung, stellte aber den Antrag für die gesammelten Projekte und leitet die Förderung des Landesamts für Soziales und Versorgung weiter.
Der „Pakt für Pflege“ umfasste bisher 4 Säulen:
Säule 1 und auch das Herzstück des Paktes: Förderprogramm für Kommunen „Pflege vor Ort“ (Start 1. April 2021, Laufzeit bis Dezember 2024, rund 10 Millionen Euro pro Jahr).
Mit der Richtlinie „Pflege vor Ort“ sollten Maßnahmen der kommunalen Pflegepolitik zur Stärkung der Pflege vor Ort in den Kommunen gefördert werden. Zweck der Förderung aus diesem Programm war die Unterstützung spezifischer Maßnahmen, die dazu geeignet sind, ein selbstständiges Leben von insbesondere in der Häuslichkeit gepflegten Personen und deren Einbindung in die örtliche Gemeinschaft zu unterstützen sowie Pflegebedürftigkeit hinauszuzögern, zu verringern und zu vermeiden. Ziel dieser Richtlinie war die Unterstützung der Pflege in der eigenen Häuslichkeit durch Gestaltung alterns- und pflegegerechter Sozialräume und somit die Stabilisierung des Anteils ambulanter Pflege im Land Brandenburg.
Säule 2 „Investitionsprogramm für Kurzzeit- und Tagespflege“ (Start 1. August 2021, Laufzeit bis Dezember 2024, rund 5 Millionen Euro pro Jahr) hatte den Ausbau der pflegerischen Versorgungsstruktur zum Ziel.
Diesem Programm lag die „Pflegezukunftsinvestitionsrichtlinie“ zu Grunde, mit deren Förderung neue Plätze in der Kurzzeit- und Tagespflege geschaffen werden sollten, die die häusliche Pflegesituation stabilisieren. Im Bereich der Kurzzeitpflege gab und gibt es einen großen Mangel an Plätzen, so dass diese Art der Pflege im Land Brandenburg nur etwa halb so oft in Anspruch genommen wird, wie im Bundesdurchschnitt. Gerade dieser Pflegeform wird aber eine wichtige Rolle im Kampf gegen die zunehmende Fachkräfteproblematik zugeschrieben, denn sie vermag es, plötzliche Pflegebedarfe und Krisensituationen aufzufangen. Gleichzeitig gibt sie Angehörigen die Möglichkeit, die Pflege zu Hause gut vorzubereiten. Tagespflege entlastet pflegende Angehörige stundenweise am Tag und ermöglicht es, trotz Pflegeverantwortung erwerbstätig zu sein.
Säule 3: Förderung des Ausbaus der Pflegestützpunkte (Start 1. Juli 2021, Laufzeit bis Dezember 2024, rund 2 Millionen Euro pro Jahr)
Bei dieser Richtlinie ging es um den Ausbau und die Weiterentwicklung der Pflegeberatung, die für die Stabilisierung ambulanter Pflege unerlässlich ist. Pflegestützpunkte bieten eine individuelle, trägerneutrale und kostenfreie Beratung rund um das Thema Pflege an. Mittel dieser Richtlinie sollten den Zugang zur Pflegeberatung erleichtern und die bestehenden Beratungsangebote weiterentwickeln.
Säule 4: Ausbildung und Fachkräftesicherung
Diese Säule richtete sich nicht direkt an die Landkreise und kreisfreien Städte, sondern befasste sich gesondert mit Ausbildungsbedingungen, um sowohl die Ausbildung von Fachkräften, aber auch die der Assistenzberufe attraktiver zu machen und mehr Menschen als Arbeitskräfte für den Bereich der Pflege zu gewinnen.
Zu Beginn des Jahres 2023 erfolgte die Mitteilung des Landesamts für Soziales und Versorgung Brandenburg, dass „Pflege vor Ort“ bis zum 31.12.2024 verlängert wird und somit weitere Landesmittel zur Verfügung gestellt werden. Die ehemalige Sozialministerin Nonnemacher begründete dies mit einer positiven Zwischenbilanz. Es seien „viele verschiedene Angebote für Pflegebedürftige, für von Pflegebedürftigkeit bedrohte sowie Angehörige entstanden.“
Auch die meisten Projekte der Stadt Brandenburg an der Havel haben die Programmverlängerung bis Dezember 2024 genutzt, um ihre Projekte weiterzuführen und anhand der vorjährigen Erfahrungen noch mehr an der Zielgruppe auszurichten. Ein kurzer Ausblick auf das Jahr 2025 erfolgt im Anschluss der Schilderungen des Berichtsjahres 2024.
„Pakt für Pflege“ in Brandenburg an der Havel
Im Juni 2021 erhielten alle Träger einer möglichen Projektförderung im Rahmen von „Pakt für Pflege“ ein Schreiben des Fachbereichs Jugend, Soziales und Gesundheit (nunmehr Amt für Jugend und Soziales), in dem der Pakt vorgestellt und die Träger eingeladen wurden, am Förderprogramm für Kommunen „Pflege vor Ort“ durch Projekteinreichungen teilzunehmen. Im Rahmen des Pflegenetzwerkes ZuPf – „Zukunft Pflege“, in welchem die Stadt sowohl mit dem Pflegestützpunkt, als auch der Sozialplanung vertreten ist, wurde der „Pakt für Pflege“ zudem regelmäßig thematisiert. Auf noch ungebundene Mittel wurde regelmäßig hingewiesen.
Die Veröffentlichung und Verbreitung der „Pakt für Pflege“- Richtlinien kam für viele Träger zu Zeiten, in denen jeder noch in hohem Maße mit den Corona bedingten Herausforderungen zu tun hatte. Dennoch nahm das Interesse an den Programmen nach und nach zu und erste Anträge wurden für das Jahr 2022 eingereicht, wovon einige auch bis in das Jahr 2023 hineinreichten. Nach der Bewilligung durch das Land und darauf aufbauende Zuwendungsbescheide der Stadt wurde mit den Projekten begonnen.
Vor abschließender Einreichung der Förderanträge durch die Stadt Brandenburg an der Havel an das Land wurden die jeweiligen Projekte entweder durch die Fachbereichsleiterin des ehemaligen Fachbereichs Jugend, Soziales und Gesundheit oder durch die Projektträger selbst im Sozialausschuss vorgestellt.
Bis zum aktuellen Zeitpunkt wurden ausschließlich Projekte im Rahmen der 1. und 2. Säule des „Pakt für Pflege“ gefördert. Nachfolgender Bericht bezieht sich vor allem auf den Zeitraum des Jahres 2024. Folgend werden die einzelnen geförderten Projekte, welche im Rahmen der unterschiedlichen Programme und Richtlinien am „Pakt für Pflege“ teilnahmen, kurz dargestellt.
1. Säule: Programm: „Pflege vor Ort“
1.1. AuWiHo e.V.
Der Verein „Arbeiten und Wohlfühlen in Hohenstücken e.V.“ hat für das Jahr 2024 einen weiteren Antrag mit dem Titel „Gemeinsam statt einsam in Hohenstücken“ eingereicht. Das Projekt besteht aus mehreren regelmäßig stattfindenden Teilprojekten wie Gemeinsames Kochen, Kino, Pflegelotsendienst und ein Männerfrühstück. Das Projekt hatte auch 2024 die soziale Teilhabe und eine bessere Vernetzung der Zielgruppe zu Hilfeangeboten zum Ziel. Das Männerfrühstück ist 2024 neu zu den anderen schon zuvor geförderten Teilprojekten hinzugekommen, da hier beim Träger der Bedarf erkannt wurde auch speziell für pflegebedürftige Männer ein Angebot zu schaffen, da diese zu Hause oft einsam sind und Schwierigkeiten haben, sich selbst gesund und ausgewogen zu ernähren.
Insgesamt wurde das Projekt von vielen pflegebedürftigen und/oder von Pflegebedürftigkeit bedrohten älteren Menschen genutzt, die mittels des Trägerangebots in ihrem Alltag angeregt wurden, sich miteinander vernetzt haben und somit Einsamkeit und Isolation entgegenwirken konnten. Das Projekt von AuWiHo e.V. wirkt direkt im Vor- und Umfeld von Pflegebedürftigkeit und stärkt in seiner Wirkung aktuelle oder zukünftige ambulante Pflegesettings.
Nach Angaben des Trägers haben 2024 folgende Aktivitäten stattgefunden:
- 24 x gemeinsames Kochen (alle 14 Tage freitags) ca. 312 Menschen
- 21 x Männerfrühstück (alle 14 Tage freitags) ca. 105 Menschen
- 6 x Kinonachmittag (Vorweihnachtszeit sonntags) ca. 18 Menschen
- 45 x Pflegelotsendienst (jede Woche dienstags) ca. 85 Menschen
Etwas versetzt wurde von AuWiHo e.V. ein weiterer Antrag eingereicht. Dieser hatte die Fortbildung eines der Mitarbeitenden zum Wohnraumberater zum Ziel. Die Fortbildung „Zertifizierung Wohnberater*in für Ältere und Menschen mit Teilhabeeinschränkungen“ inkl. der Anfertigung einer praxisorientierten Abschlussarbeit konnte erfolgreich abgeschlossen werden. Es ist zu vermuten, dass für 2025 mit einem weiteren Teilprojekt des Trägers in Richtung Wohnraumberatung zu rechnen ist.
Insgesamt hat sich der Nachbarschaftstreff „Miteinander“ im Bürgerhaus Hohenstücken zu einem Begegnungsort vieler, gerade auch pflegebedürftiger und/oder mobilitätseingeschränkter Menschen im Stadtteil Hohenstücken entwickelt. Es bietet den Menschen in der Nachbarschaft eine niedrigschwellige Möglichkeit, an Unterstützung zu gelangen. Die Projektdurchführenden, die ebenfalls im Stadtteil zu Hause sind, haben über die Projektlaufzeit ein Vertrauensverhältnis zu den Menschen im Stadtteil aufgebaut und können bei Bedarf eine Brücke zu weiterführenden Hilfsangeboten bauen.
Neben Flyern informiert eine eigene Website über die Projekte und Termine der Teilangebote.
Im Sinne des späteren Angeboteausbaus hat der Verein zudem für einen Mitarbeiter einen weiteren Antrag zur zertifizierten Fortbildung zum Wohnraumberater bewilligt bekommen, um mit neuer Expertise in häuslichen Pflegesettings über mögliche Verbesserungen in den eigenen vier Wänden aufklären zu können.
1.2. „Treffpunkt für pflegende Angehörige“
Das seit September 2022 laufende Projekt des Caritas Verbandes für das Erzbistum Berlin e.V. ist speziell auf die Bedarfe pflegender Angehöriger zugeschnitten. Für 2024 wurde ein Antrag auf Fortsetzung des sich bis dato erfolgreich etablierten Projekts eingereicht.
Bei wöchentlichen sozialpädagogisch professionell begleiteten Treffen haben die Pflegenden die Möglichkeit, sich auszutauschen, zu vernetzen, aber auch sich fortzubilden und neue Kräfte zu generieren.
Pflegende Angehörige leisten in der alltäglichen Pflegesituation Enormes und kommen je nach Dauer und Intensität der Pflege oft an ihre Grenzen. Die eigenen Bedürfnisse stehen dabei oft neben vielen anderen und geraten leicht in den Hintergrund. Eine häufige Folge ist die persönliche und gesellschaftliche Isolation, welcher mit dem „Treffpunkt für pflegende Angehörige“ entgegengewirkt wird.
Im Rahmen des Projektes wird ein Raum geschaffen in der Betroffene in vertraulicher und verständnisvoller Atmosphäre mit ihren Befindlichkeiten, Sorgen und Nöten im Mittelpunkt stehen. Der Austausch wird ergänzt durch monatlich stattfindende Vorträge/Seminare zu Themen rund um die Pflege und Prävention der eigenen körperlichen und psychischen Gesundheit. Zudem wird in einer weiteren Woche des Monats ein Aktivierungs- oder kulturelles Angebot für Pflegebedürftige gemeinsam mit ihren pflegenden Angehörigen bereitgestellt. Dabei liegt der Fokus nicht auf der Pflegesituation, sondern auf der gemeinsam erlebten Zeit außerhalb des üblichen Alltags.
Bei Bedarf führt die sozialpädagogische Fachkraft zudem Einzel-/Paar- und Generationsberatung für die Betroffenen durch.
Gefördert über den Pakt für Pflege wird vor allem die intensive sozialpädagogische Begleitung, ohne die diese Art von Selbsthilfegruppe aufgrund der hohen persönlichen Belastungen der Betroffenen nicht bestehen könnte.
Der wöchentlich stattfindende „Begleitete Treffpunkt“ hat sich im Jahre 2024 weiter etabliert. Das gut angenommenen Angebot für pflegende Angehörige sowie deren zu Pflegende entlastet und stärkt die ambulante Pflegesituation, die pflegende Angehörige häufig alleine oder mit nur wenig Hilfe bewerkstelligen.
Bei Bedarf wird das Verweisungswissen der Fachkräfte vor Ort genutzt, um weiterführende Hilfen aufzuzeigen und einen ersten Kontakt herzustellen.
Von Januar bis Dezember 2024 fanden 43 Termine im Begleiteten Treffpunkt für pflegende Angehörige statt. Insgesamt wurden 303 Teilnehmende vor Ort gezählt. Dies stellt eine um 36-prozentige Erhöhung im Vergleich zum Vorjahr dar. Im Berichtszeitraumes spiegelte sich dies in der stetig größer werdenden Anzahl der regelmäßig kommenden Gruppenmitglieder wider, welche sich im Austausch befinden. Das kontinuierliche Kommen richtete sich dabei stets an den oftmals tagesaktuell veränderten Bedarfen der Pflege, als auch an der Begleitung von oder eigenen Terminen aus.
Darüber hinaus wurden 34 telefonische sowie 26 persönliche Beratungen von pflegenden Angehörigen, auf Wunsch auch im Beisein von Familienmitgliedern, zu ihren Themen durchgeführt.
1.3. „Computerbasiertes Gleichgewichts- und Kognitionstraining: Serious Games für SeniorInnen zur Prävention von Demenzerkrankungen und Stürzen“ (neuer patentierter Name: KoKoFit®, der für die Begriffe Koordination, Kognition und Fitness steht).
Auch für das Ende 2022 begonnene Projekt wurde für 2024 ein weiterer Förderantrag eingereicht. Auf Grund vorangegangener Studien konnte die Erkenntnis erlangt werden, dass die Teilnahme an sogenannten „Serious Games“ (Onlinespiele auf einer beweglichen Plattform) Demenzentstehung verlangsamt und teilweise sogar rückgängig macht.
Der Fokus des KoKoFIT®-Projekts lag in 2024 vor allem auf der Etablierung des Spiele-Angebots in ambulanten Einrichtungen der Stadt Brandenburg an der Havel und der Durchführung von Anwendertests in diesen Einrichtungen. Dazu wurde vor allem im ersten und zweiten Quartal nach Einrichtungen gesucht, die das Spiele-Angebot den sie besuchenden älteren und meist pflegebedürftigen oder von Pflege bedrohten Menschen zur Verfügung stellen würden. In schon vorhandenen Partnereinrichtungen wurden Aktionen wie Schnuppertage durchgeführt, um das Interesse an einem langfristigen Angebot zu erfassen und dafür dann Unterstützung in Form von ehrenamtlichen Personen zu suchen.
Die KoKoFIT®-Spiele wurden in folgenden Einrichtungen angeboten:
- Stadtteilbibliothek Nord
- Bürgerhaus Hohenstücken (in der Stadtteilbibliothek Hohenstücken)
- DRK Betreutes Wohnen (Altstadt)
- Gemeinde St. Bernhard (Quenz)
- Betreutes Wohnen Haus Wilhelmsdorf
- Tagespflege Caritas, St. Benedikt
- Flakowski Residenz, Neustadt
- Tagespflege Nora, Wilhelmsdorfer Straße 9 und 30
Das Angebot und die Spiele haben sich zum Teil und auch ohne weitere Förderung in 2025 im Stadtgebiet etabliert. Aktuell wird auch im Jahr 2025 noch das KoKoFIT®-Angebot beim DRK Betreuten Wohnen, in der Gemeinde St. Bernhard und in den Tagespflegen Nora, Wilhelmsdorfer Straße 9 und 30 als auch in der Flakowski Residenz in der Neustadt genutzt. Die Gemeinde St. Bernhard wurde auch im Projektzeitraum 2024 unterstützt, einen Antrag für 2025 bei der Stadt zur Verstetigung des Projekts einzureichen.
Mit Hilfe der Förderung über den Pakt für Pflege konnte sich das ambulante Angebot weiter etablieren und hat vor allem an Bekanntheit auch außerhalb Brandenburgs an der Havel, gewonnen. Die Mitarbeiter der THB nutzen vielseitige Möglichkeiten, ihr Angebot zu präsentieren, wie beispielsweise eine große Veranstaltung während der Seniorenwoche im Gesundheitszentrum oder den Fachtag des Netzwerks ZuPf (Zukunft Pflege).
Für das Projekt konnte zudem eine weitere Firma gewonnen werden, die die Entwicklung der Spiele mit voranbringen und eine Langzeitstudie ggf. finanziell unterstützen wird.
Das Projekt wurde von einer Masterarbeit und einer Anwenderstudie begleitet, deren Ergebnisse abgeleitet werden, die im weiteren Entwicklungsprozess umgesetzt werden sollen.
Im Projektzeitlauf konnten mit KoKoFIT® viele Menschen erreicht und begeistert sowie wichtige Erkenntnisse für die weitere Entwicklung gewonnen werden.
1.4. „Pflege im Kiez“
Die Volkssolidarität setzte 2024 das in 2023 beantragte Projekt fort und widmete sich dem Thema Bewegung und Begegnung. Ziel war es nach wie vor, durch fachliche Anleitung das Erhalten, die Wiedererlangung und die Verstetigung von Mobilität zu unterstützten.
Bei den sportlichen Betätigungen ging es konkret um
- Sturzprophylaxe,
- die Ertüchtigung der Rücken- und Beinmuskulatur,
- die Stärkung des Herz-/Kreislaufsystems,
- das Vorbeugen gegen Verkalkungen,
- die Entspannung des Körpers,
- und die Bildung von Gemeinschaftsgefühl sowie
- die Kommunikation mit Gleichgesinnten zur Bildung eines Gemeinschaftsgefühls.
Dafür wurden der 2023 erbaute Outdoorpark, der im Rahmen des Projekts gefördert wurde ebenso genutzt wie die Räume der Begegnungsstätte und der Stadtteil Nord (Walking-Gruppe). Insgesamt konnten mehrere kleine Gruppen für gemeinsame Bewegungsaktivitäten gewonnen werden. Die Outdoorgeräte auf dem Gelände der Volkssolidarität sind für alle Stadtteilbewohnenden frei zugänglich und täglich nutzbar.
Dieses Angebot entfaltet seine Wirkung vor allem im Vorfeld von Pflege. Durch sportliche Betätigung halten sich die Seniorinnen und Senioren sowohl körperlich als auch geistig fit und wirken damit einer evtl. Pflegebedürftigkeit aktiv entgegen.
2. Säule: Programm zum „Ausbau der pflegerischen Versorgungsstruktur“
Neben „Pflege vor Ort stärken“ war im Jahr 2023 das Programm „Ausbau der pflegerischen Versorgungsstruktur“ mit der Pflegezukunftsinvestitionsrichtlinie für Brandenburg an der Havel relevant, wobei es zu überraschenden Änderungen im ursprünglichen Zeitplan kam.
2.1. „Schaffung von Kurzzeitpflegeplätzen“
Der 2022 eingereichte Förderantrag der „Jedermann Gruppe gemäß e.V.“ zum Bau von neun Kurzzeitplätzen konnte durch unerwartete archäologische Maßnahmen am Molkenmarkt nicht gemäß dem ursprünglichen Zeitplan bis Ende 2023 umgesetzt werden. Bereits abgerufene Gelder wurden zurückgezahlt und ein Änderungsantrag an das Landesamt für Soziales und Versorgung seitens der Stadt Brandenburg an der Havel eingereicht. Die letzten Mittel wurden 2024 abgerufen. Wann die Kurzzeitpflege eröffnet wird steht noch nicht endgültig fest.
Fazit:
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass die Landesförderung des „Pakt für Pflege“ vielen Menschen in einer insgesamt sehr heterogenen Lebensphase zu Gute kommt. Die in Brandenburg an der Havel realisierten Projekte sind thematisch breit aufgestellt, so dass eine große Zahl der Menschen vor und um eine entstehende Pflegebedürftigkeit von diesen Angeboten profitieren kann.
Aktuelles zur Weiterführung des Paktes für Pflege – Pflege vor Ort und Richtlinie Pflegestützpunkte
Am 19.05.2025 fand eine Gesprächsrunde mit dem Landesamt für Soziales und Versorgung statt. Es wurde final bestätigt, dass der „Pakt für Pflege“ weitergeführt werden soll und Gelder dafür im Landeshaushalt vorgesehen sind. Entgegen zunächst angekündigten starken Kürzungen sollen nun doch 11 Mio. Euro jährlich für die Richtlinien „Pflege vor Ort“ und „Pflegestützpunkte“ zur Verfügung gestellt werden. Aktuell können schon neue Anträge bis Ende 2027 eingereicht werden, wobei die Projekte allerdings zunächst nur die Bescheide bis Ende 2026 erhalten können.
Aktuell bereitet das Landesamt für Soziales und Versorgung mittels Schnellverfahren die neuen Richtlinien vor. Inhaltlich ist nicht mit großen Änderungen zu rechnen, allerdings sollen Begrifflichkeiten geschärft werden.
Dies betrifft vor allem „Maßnahmen im Vor- und Umfeld von Pflege“. In den Kommunen und kreisfreien Städten des Landes Brandenburg sind bisher sehr vielfältige Projekte eingereicht werden, viele in Verzahnung mit Seniorenpolitik und/oder mit präventivem Charakter. Das Landesamt für Soziales und Versorgung stellt in Frage, dass einige dieser Projekte wirklich Pflegebedürftigen zu Gute kommen und knüpft Projekte für „Menschen im Vor- und Umfeld von Pflegebedürftigkeit“ zukünftig wahrscheinlich an die Hochaltrigkeit (ab 85 Jahre) oder speziell an Menschen, die bereits einen Pflegegrad beantragt haben oder deren Antragsstellung unmittelbar bevorsteht. Bisher wurden keine Projekte vom Landesamt für Soziales und Versorgung bezüglich Ihrer Wirkung beanstandet. Mit der Schärfung der Begrifflichkeiten wird es aber für einige Projekte nötig, ihre Aktivitäten noch mehr auf die Zielgruppe auszurichten.
Projekte für pflegende Angehörige betrifft dies nicht.
Ausblick auf das Förderjahr 2025
Fast alle Träger haben für die im Rahmen des Förderprogramms „Pflege vor Ort“ entstandenen Projekte Folgeanträge gestellt, um ihre Tätigkeiten auch in 2025 fortführen und ausbauen zu können. Aktuell befindet sich der „Pakt für Pflege“ in einer Übergangszeit. Auf Grund der im September 2024 durchgeführten Landtagswahl und der damit einhergehenden neuen Koalitionsbildung, wurde noch von der scheidenden Regierung eine Übergangszeit des Paktes bis zum 30.06.2025 beschlossen. Diese sechs Monate sollten genutzt werden, um über die Zukunft des „Paktes für Pflege“ zu entscheiden. In der Gesprächsrunde mit dem Landesamt für Soziales und Versorgung am 19. Mai 2025 wurde nun aber die Weiterführung des Paktes bekannt gegeben, so dass zeitnah Folgeprojekte eingereicht werden können.
Für 2025 gab es bisher zwei neue Projektanträge, zum einen für eine Begegnungsstätte des ASB die pflegebedürftigen Menschen in Hohenstücken eine Anlaufstelle bieten soll, in der sie sich treffen können und deren Aktivitäten darauf abzielen Fähigkeiten zu erhalten und die aktuellen Pflegesettings zu stärken.
Zum anderen hat die St.Bernhard-Gemeinschaftskirche einen Antrag für die Beschaffung der KoKoFIT®-Technik gestellt. Bisher wurde die Technik von der Technischen Hochschule Brandenburg geliehen. Da sich aber eine feste Gruppe regelmäßig zur Nutzung der Spiele trifft, ist das Ziel diese Gruppe dauerhaft zur Fortführung der präventiven Sturz- und Demenzprävention zu motivieren.
















