Die Chronik der „Wiege der Mark Brandenburg“
Es gibt nur wenig Städte in Deutschland, die auf eine so lange und abwechslungsreiche Historie verweisen können. In den mehr als 1.000 Jahren der Siedlungsgeschichte gab es gute Abschnitte mit vielen Höhepunkten, aber auch schlechtere Zeiten und dunkle Kapitel.
Die nachfolgende Übersicht soll Ihnen einen ersten Eindruck vermitteln und Sie zu einem Besuch der Ausstellungen des Museums im Frey-Haus anregen.
500
Besiedlung durch Slawen (Heveller), nachdem die Germanen in der Völkerwanderung das Gebiet verlassen hatten.
Winter 928/929
Die Brandenburg, Fürstensitz der Heveller auf der Dominsel, wird durch den ersten deutschen König Heinrich I. erobert.
948
Erste urkundliche Erwähnung Brandenburgs im Zusammenhang mit der Stiftung des Bistums Brandenburg durch Otto I.
983
Im Ergebnis des großen Slawenaufstandes sichern sich die Slawen für fast 170 Jahre die Vorherrschaft in diesem Gebiet.
1150
Tod des letzten Slawenfürsten Pribislaw, der zum Christentum übergetreten war und Prämonstratensermönche nahe seiner Burg angesiedelt hatte (Parduin).
1157
Albrecht der Bär übernimmt die Macht und nennt sich fortan „Markgraf von Brandenburg“.
1165
Baubeginn des neuen Brandenburger Domes, nachdem die Prämonstratenser zum Domkapitel erhoben wurden und in den alten Dombereich auf der Burginsel übergesiedelt waren.
1170
Ersterwähnung der „alten Stadt Brandenburg“ auf der westlichen Havelseite (Altstadt).
1196
Ersterwähnung der „neuen Stadt Brandenburg“ auf der östlichen Havelseite (Neustadt).
1314/15
Beitritt der beiden Städte zur Hanse.
14. Jh.
Herausbildung des gemeinsamen Schöppenstuhles beider Städte als oberste Gerichtsbehörde der Mark Brandenburg
1474
Der Brandenburger Roland, Symbol städtischer Rechte und Freiheiten, wird auf dem Neustädtischen Markt aufgestellt (steht heute vor dem Altstädtischen Rathaus).
1521
Kurfürst Joachim I. bestätigt den Titel „Chur- und Hauptstadt“.
1565
Das Domkapitel wird zum weltlichen Stift.
1618-1648
Im Dreißigjährigen Krieg erleiden die Städte Brandenburg große Verluste durch Plünderungen und Zerstörungen, ihre Bedeutung als Hauptorte der Mark nimmt ab. Die Einwohnerzahl sinkt von 10.000 auf 3.000.
1715
König Friedrich Wilhelm I. vereinigt die beiden Städte, ein historisch längst überfälliger Akt.
1806-1808
Besetzung der Stadt durch Franzosen („Franzosenzeit“).
1816
Verlust der Kreisfreiheit, Zuordnung zum Kreis Westhavelland.
ab 1820
Industrialisierung des Tuchmachergewerbes durch Errichtung zahlreicher Tuch- und Seidenfabriken.
1828
Das erstes Schauspielhaus entsteht in der Stadt.
1846
Eröffnung der Eisenbahnlinie Berlin-Magdeburg und Bau des Brandenburger Hauptbahnhofes.
1848
Die Preußische Nationalversammlung tagt kurzzeitig im Dom.
1871
Mit der Gründung der Brennaborwerke durch die Gebr. Reichstein beginnt eine neue Etappe der Industrialisierung in der Stadt, die metallverarbeitende Industrie wird zur dominierenden Wirtschaftskraft.
1881
Brandenburg wird wieder kreisfreie Stadt.
1882
Beginn der Fahrgastschifffahrt und des Ausflugs- und Fremdenverkehrs.
1897
Mit einer Pferdebahn beginnt die Geschichte der Straßenbahn in der Stadt Brandenburg.
1905
Die Einwohnerzahl hat sich innerhalb von 40 Jahren auf über 51.000 verdoppelt.
1912-1914
Rudolf Weber läßt das Stahl- und Walzwerk am Silokanal errichten.
1929
Tausendjahrfeier und Einweihung der Jahrtausendbrücke. Die Domgemeinde wird in die Stadt eingegliedert.
ab 1933
Brandenburg wird zum Rüstungszentrum ausgebaut (Flugzeuge, Lastkraftwagen, Panzerteile etc.).
1940
9.600 Menschen werden im Rahmen des Euthanasieprogramms in der Stadt Brandenburg ermordet. Im Zuchthaus Brandenburg-Görden werden bis Kriegsende 1.700 Häftlinge umgebracht.
1944/45
Starke Zerstörung der Stadt im 2. Weltkrieg durch die Luftangriffe am 31. März 1945 und die einwöchigen Kämpfe Ende April 1945. Nach dem Krieg waren ca. 70% der Industrie zerstört bzw. demontiert, ca. 15% der Wohnungen und 27 Brücken zerstört.
1946
Der Brandenburger Roland wird vor dem Altstädtischen Rathaus aufgestellt, da das Rathaus der Neustadt dem Krieg zum Opfer fiel.
1950
Errichtung des neuen Stahl- und Walzwerkes auf dem traditionellen Gelände am Silokanal, Brandenburg wird zum wichtigsten Zentrum der Stahlindustrie.
1959
Brandenburg-Nord wird als erstes Neubaugebiet errichtet, in den 70er Jahren folgt das Wohngebiet Hohenstücken.
1969
Einweihung der Regattastrecke am Beetzsee und des Volksbades am Marienberg.
1980
Inbetriebnahme eines modernen Elektrostahlwerkes.
1988
Die Einwohnerzahl hat sich auf fast 100.000 Einwohner erhöht, danach Rückgang der Einwohnerzahl.
1990
Privatisierung der Betriebe, Strukturveränderungen und Stillegungen führen zu ersten Entlassungen, vor allem in der Metallindustrie.
1990
Sanierung der historischen Stadtkerne im Rahmen des Modellstadt-Programms beginnt.
1991
Die Heidelberger Druckmaschinen AG errichtet ihr neues Werk im Industriegebiet Hohenstücken, die ZF Friedrichshafen GmbH übernimmt das Getriebewerk.
1992
Die italienische Riva-Gruppe kauft das Elektrostahlwerk und die Drahtstraße. Damit ist die Stahltradition in der Stadt gesichert.
1992
Brandenburg an der Havel entwickelt sich zu einem der vier Oberzentren des Landes Brandenburg. Ansiedlung von Landesbehörden, wie Brandenburgisches Oberlandesgericht und Generalstaatsanwaltschaft.
1992
Errichtung der Fachhochschule Brandenburg.
1993
Einstellung der Stahlproduktion im Siemens-Martin-Werk und Errichtung des SWB Industrie- und Gewerbeparks.
Änderung des Stadtnamens. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt die offizielle Bezeichnung: Brandenburg an der Havel.
1996
Der Neubau der „Jahrtausendbrücke“ wird eingeweiht. Die Stadt feiert das Jubiläum „800 Jahre Neustadt“.
1998
Die Stadt begeht das 1050. Jubiläum seiner urkundlichen Ersterwähnung im Jahre 948.
2000
Mit dem „Marienbad“, dem „CulturCongreßCentrum“, dem modernen Oberstufenzentrum „Alfred Flakowski“ und dem neuen Betriebshof der Verkehrsbetriebe werden wichtige Stadtentwicklungsprojekte übergeben.
2001
Auf der Regattastrecke Beetzsee wurden nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten erfolgreich die 80. Deutschen Meisterschaften im Kanurennsport und die Deutschen Jugendmeisterschaften im Rudern durchgeführt. Ende des Jahres wird der Neubau der Luckenberger Brücke eingeweiht und das von der EU geförderte URBAN-Programm in der Bahnhofsvorstadt abgeschlossen. Die Stadt Brandenburg an der Havel zählt ca. 77.000 Einwohner.
2002
Die Fachhochschule Brandenburg, an der bereits mehr als 2.000 Studenten immatrikuliert sind, feiert ihren 10. Geburtstag. Im Ortsteil Plaue wird die neue Ortsumgehung mit neuer Brücke für den Verkehr freigegeben. Als Höhepunkt und Abschluss des Jahres findet in der St. Katharinenkirche das Weihnachtskonzert des Bundespräsidenten statt.
2003
Ende Juni feiern ca. 200.000 Besucher an drei Tagen zwischen der Jahrtausendbrücke und der Luckenberger Brücke das 40. Havelfest.
2004
Anfang Februar wird im Ortsteil Kirchmöser der erste Spatenstich für umfangreiche Revitalisierungsmaßnahmen im dortigen Industriegebiet vollzogen. Am 07. Mai wird im Beisein von Ministerpräsident Matthias Platzeck der neu gestaltete Platz am Neustädtischen Markt mit einem großen Fest wieder an die Brandenburgerinnen und Brandenburger zur Nutzung übergeben. Damit ist ein jahrelang vorhandenes Problem im Herzen der Stadt endlich gelöst.
2005
Nach 20 Jahren finden auf der umfangreich sanierten und modernisierten Regattastrecke „Beetzsee“ wieder Juniorenweltmeisterschaften im Rudern statt. Aktive aus 53 Ländern nehmen daran teil. Noch im selben Jahr erhält Brandenburg an der Havel den Zuschlag zur Ausrichtung der U 23 WM 2008.
2006
Die Wohnungsbaugesellschaft WOBRA beginnt mit einem umfangreichen Sanierungsprogramm in der Innenstadt. Im August wird die neue Seegartenbrücke zwischen Plaue und Kirchmöser eingeweiht. Im Oktober erhält der Kirchturm des St. Pauliklosters eine neue Turmhaube.
2007
Stadt und Land feiern gemeinsam den 850. Geburtstag der Mark Brandenburg. Höhepunkte des umfangreichen Veranstaltungsprogramms sind der live im TV übertragene Festakt am 11. Juni im Dom zu Brandenburg und das große Bürgerfest rund um das St. Pauli Kloster am 03. Oktober. Im Oktober erhält die Havelregion den Zuschlag zur Ausrichtung der BUGA 2015. Im Dezember wird der sanierte Komplex des Altstädtischen Rathauses übergeben. Tausende Havelstädter überzeugen sich von der gelungenen Verbindung zwischen der historischen Bausubstanz und dem neuem Gebäudeteil. Am Ende des Jahres geht mit der Schließung der Rolandkaserne in Hohenstücken die über 300-jährige Tradition der Stadt als Militärstandort zu Ende.
2008
Das Archäologische Landesmuseum eröffnet seine Dauerausstellung in der Klausur des sanierten St. Pauli Klosters. Zum Havelfest kommt eine Delegation aus Kaiserslautern nach Brandenburg an der Havel, um den 20. Jahrestag der Städtepartnerschaft zu feiern.
2009
Im sanierten Schloss Gollwitz wird im April eine Begegnungsstätte eröffnet. Mit der Sankt-Annen-Galerie bekommt Brandenburg an der Havel ein modernes Einkaufs- und Dienstleistungszentrum im Herzen der Neustadt. ARD und ZDF senden Live-Berichte von den Europameisterschaften im Kanurennsport, die auf dem Beetzsee stattfinden. Mit verschiedenen Veranstaltungen wird an den 20. Jahrestag der friedlichen Revolution von 1989 und der Grenzöffnung erinnert.
2010
Im August wird der Grundstein für den Neubau der Neuapostolischen Kirche gelegt und die Jüdische Gemeinde erhält eine Tora Rolle. Wie überall in Deutschland, feiern auch die Havelstädter am 03. Oktober im Dom zu Brandenburg den 20. Jahrestag der Deutschen Einheit.