Brandenburgischer Denkmalpflegepreis 2008: HDM-Team mit Anerkennung ausgezeichnet

Pressearchiv - Meldung vom 16.09.2008

Pressemitteilung vom 16.09.2008

Die Burg Ziesar war am 11. September 2008 Schauplatz der feierlichen Verleihung des diesjährigen Brandenburgischen Denkmalpflegepreises. Kulturministerin Prof. Dr. Johanna Wanka würdigte die Preisträger und deren Engagement für den Erhalt des kulturellen Erbes. „Die Leistungen von engagierten Denkmaleigentümern und anderen ehrenamtlich Tätigen sind ein unverzichtbarer Baustein bei der Sicherung unseres kulturellen Erbes. Durch ihren Einsatz werden uns nicht selten verloren geglaubte Bestandteile unserer Brandenburger Identität zurück gegeben“, so die Ministerin.

Zu den Preisträgern, die mit einer Anerkennung geehrt wurden, zählten auch Marcel Schneider, Jeffrey Majer und ihr Lehrausbilder Dirk Reinke vom Brandenburger Werk der Heidelberger Druckmaschinen AG. Sie wurden für die Herstellung einer zeitgemäßen Messtechnik für den Havel-Pegel am Mühlendamm in Brandenburg an der Havel ausgezeichnet.

Der 1904 am Mühlendamm errichtete, kleine turmartige Ziegelbau mit seinem auffälligen Pyramidendach und den profilierten Spitzbogen- und Rundöffnungen ist ein architektonisches Kleinod und stößt bei Brandenburgern und Touristen gleichermaßen auf großes Interesse. Am Eingang zur Dominsel zwischen Ober- und Unterhavel gelegen, zeigte er über Jahrzehnte deren Wasserstände an. Ende der 1960er Jahre verlor der Pegel seine Funktion, als mit moderner Technik die Wasserstände an der Vorstadtschleuse ermittelt werden konnten und bei Straßenbauarbeiten der Durchlass zwischen Ober- und Unterhavel zugeschüttet wurde. Die alte Technik und das gläserne Ziffernblatt wurden geborgen und als Teil der Schifffahrtsausstellung im städtischen Museum gezeigt.

Jedoch das Interesse der Bevölkerung an dieser architektonischen wie technischen Besonderheit erlosch nie. So wurde in den 1990er Jahren auf Initiative zweier Brandenburger Familien eine Foto-Reproduktion des Ziffernblattes am Pegel angebracht, um an seine eigentliche Funktion zu erinnern.

Im Zuge der jüngsten Straßenbaumaßnahmen am Mühlendamm bot sich die Gelegenheit, wieder eine, wenn auch veränderte Verbindung zwischen Ober- und Unterhavel herzustellen und so die Voraussetzungen zu schaffen, den Pegel wieder in Betrieb zu nehmen. Das Kulturlandjahr 2007 „Fokus Wasser“ weckte zusätzlichen Ehrgeiz.

Als mit tatkräftiger Unterstützung eines Pegel-Nachbarn und finanzieller Förderung aus dem Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“ die Instandsetzungsarbeiten am Gebäude am gemeinsamen Kulturland-Aktionstag im Oktober 2007 abgeschlossen waren und das neue, nächtlich beleuchtete emaillierte Ziffernblatt die Betrachter begeisterte, war die eigentliche Messtechnik jedoch noch nicht funktionstüchtig.

Bestand die frühere Verbindung zwischen Ober- und Unterhavel in einer leider nicht mehr erhaltenen gerade verlaufenden Rohrleitung, konnte die neue Verbindung unter Rücksicht auf die geänderten baulichen Gegebenheiten nur auf Umwegen, d.h. zweifach abgewinkelt verlegt werden. Somit war der Wiedereinbau bzw. die Rekonstruktion der ursprünglichen rein mechanisch funktionierenden Technik leider nicht mehr möglich und eine neue technische Lösung war gefragt: Über Sensoren sollte Druckluft erzeugt, abgeleitet und aus der Differenz zum natürlichen Gegendruck des Wassers die Pegelhöhe errechnet werden. Die elektronischen Werte sollten in mechanische Bewegung zurückverwandelt werden, um die Wasserstände mit Zeigern von außen ablesbar zu machen.

Diesen schwierigsten Part der Projektrealisierung übernahm dankenswerterweise die Berufsausbildung der Heidelberger Druckmaschinen AG Standort Brandenburg. Ein Anruf beim Ausbildungsleiter Herrn Schmidt reichte, um ihn und die beiden Auszubildenden Marcel Schneider und Jeffrey Majer für dieses Projekt zu begeistern. Zusammen mit ihrem Ausbildungsmeister Herr Reinke hatten diese jedoch einige Hürden zu überwinden. So mussten die notwendigen Riemenscheiben individuell berechnet und auf der Drehmaschine angefertigt werden. Eine weitere Schwierigkeit stellte die Beschaffung geeigneter Steuerungsmodule dar, welche die Umsetzung der elektrischen Signale in mechanische Bewegung der Schrittmotoren steuert. Nach intensivem Suchen wurden passende Module in der Klima- und Kältetechnikindustrie gefunden. Auch die Übertragung der Drehmomente der beiden Schrittmotoren zu den Zeigern des Ziffernblattes erwies sich als technische Herausforderung, denn die notwendigen Riemen dürfen trotz jahreszeitlich bedingter Temperaturschwankungen weder rutschen, noch sich dehnen. Gemeistert wurde dieses Problem dann nach einigen Versuchen durch einen von den Auszubildenden eigens entwickelten Hybridriemen aus Gummi und Kunststoff.

Die beiden Auszubildenden befinden sich in der Ausbildung zum Mechatroniker. Mit dem Projekt am Havelpegel haben sie nicht nur gezeigt, dass sie in eigener Verantwortlichkeit die theoretischen Kenntnisse ihrer Ausbildung auf dem Gebiet der Mechanik, Elektronik und Informatik erfolgreich praktisch umsetzen können, sondern ebenso durch ziel- und kundenorientiertes Handeln überzeugt. Marcel Schneider und Jeffrey Majer stehen somit stellvertretend für junge Menschen, die sich für das Kulturerbe und den Denkmalschutz interessieren und engagieren.

Der brandenburgische Denkmalpflegepreis in Höhe von 7.500 Euro ging an den Förderverein Historisches Technisches Museum „Versuchsstelle Kummersdorf“ e. V. für die Unterschutzstellung, Inwertsetzung und für den langjährigen Einsatz an der Heeresversuchsanstalt in Kummersdorf-Gut (Amt Mellensee). Ein zweiter Preis mit einem Preisgeld in Höhe von 5.500 Euro wurde der Agrargesellschaft Potzlow mbH & Co. KG für die Rettung der Dorfkirche Strehlow verliehen. Neben dem HDM-Team wurden Anerkennungen auch an Maja und Andre Butzer sowie Architekt Jo Sollich für die Wiederherstellung des Verwaltungshauses und der Kantine der Bückerwerke in Rangsdorf und für ihr Engagement für die Entwicklung des Bücker-Areals geehrt. Außerdem erhielt das Ingenieurbüro Paul & Störmer GbR eine Anerkennung für die Sanierung des Fachwerkhauses Großstraße 1 in Treuenbrietzen.

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