Burgmühle: Grundstein für Wiederaufbau gelegt

Pressearchiv - Meldung vom 27.10.2010

Pressemitteilung vom 27.10.2010

Brandenburger Immobilienfirma baut Brandruine wieder auf und wandelt das historische Mühlengebäude zu einer Eigentumswohnanlage um.

Gemeinsam mit Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger und Oberbürgermeisterin Dr. Dietlind Tiemann hat Projektentwickler Bernd Jansen am 27.10.2010 in Brandenburg an der Havel den Start für den Wiederaufbau der im Dezember 2002 durch einen Brand zerstörten historischen Burgmühle vollzogen. Das in alter Schönheit wieder entstehende Mühlengebäude, das sich in unmittelbarer Nähe zum Dom St. Peter und Paul befindet, soll zukünftig 49 Eigentumswohnungen beherbergen.
In ihrem Grußwort unterstrich die Oberbürgermeisterin die große Bedeutung dieses Bauvorhabens für die weitere Stärkung der Dominsel als wichtiger Anziehungspunkt für Besucher der Stadt und attraktiver Wohnstandort ein.
 
Zur Geschichte des Objektes:
Bereits seit dem 12. Jahrhundert wurden in der Region Mühlen errichtet. Durch die natürliche Lage an der Havel und anderen staubaren Flüssen dominierten natürlich die Wassermühlen. Aber auch Windmühlen waren einst in der Gegend weit verbreitet. Über deren Geschichte ist nur wenig bekannt, weil die sichtbaren Zeugnisse dieser Technik leider weitestgehend verloren gegangen sind. Anders ist es bei den mit Wasser betriebenen Mühlen. Auch wenn sich über die Jahrhunderte die Besitzverhältnisse und die Ausmaße der Gebäude veränderten, so blieben die Standorte in all der Zeit fast identisch, vor allem an den Übergängen von der Neustadt zum Dom bzw. vom Dom zur Altstadt. Zunächst war der Betrieb von Mühlen ein markgräfliches Privileg, doch schon im 14. Jahrhundert gelangten die damaligen Mühlen in den Besitz der Alten und der Neuen Stadt Brandenburg, die bis 1715 selbständig waren. Sie besaßen auch das Recht zum Bau von Mühlen und nutzten dieses umfänglich aus. Um 1800 existierten 16 Mühlen im heutigen Stadtgebiet, sechs Jahrzehnte später waren es bereits 30, die für unterschiedliche Zwecke verwendet wurden. Trotz zunehmender Nutzung der Dampfmaschinen, wurde im Mühlenwesen auch im 19. Jahrhundert nicht auf die Vorteile der Wasserkraft verzichtet. Dass sich der Bereich nördlich und südlich des Doms schon frühzeitig zum Mühlenzentrum entwickelte, lag vor allem daran, dass sich die Havel hier gut anstauen ließ, was insbesondere durch die Anlage des Mühlendamms erfolgte. Außerdem waren die Mühlen gut erreichbar und lagen am Schnittpunkt wichtiger Handelslinien. Am nördlich des Doms gelegenen Standort konzentrierten sich die altstädtischen Mühlen, zunächst mit der Burgmühle und der Krakauer Mühle. Später kamen dazwischen noch einige kleiner Mühlen für verschiedene Gewerke dazu, die dann zur so genannten Mittelmühle vereinigt wurden. Die südlich des Doms gelegene Neustadt verfügte zunächst über die so genannte Vordermühle und die Großen Mühle. Später kam dann noch eine Walkmühle hinzu, die mit der Großen Mühle vereinigt wurde. Um Verwaltungs- und Instandhaltungskosten zu sparen, wurden die Mühlen verpachtet, ab Mitte des 19. Jahrhunderts auf der Grundlage von Erbpachtverträgen. Den Erbpachtbesitzern gelang es später, einen großen Teil der Mühlen in privaten Besitz zu übernehmen. Dadurch verbesserten sich die Voraussetzungen für Investitionen und Innovationen deutlich. In diese Zeit fallen auch die Ursprünge der beiden großen Brandenburger Mühlenbesitzerfamilien Heidrich im neustädtischen Teil und Tiede im altstädtischen Teil. Die Konzentration der Brandenburger Mühlen in den Händen dieser beiden Familien war die Voraussetzung für das industrielle Mühlengewerbe, das fortan den Bereich rund um den Dom prägte. Der Einbau neuer Technik, Erweiterungsinvestitionen, Brände und Wiederaufbau wechselten sich in den Jahren bis 1945 ab. Ein wichtiges Datum in der jüngeren Mühlengeschichte der Stadt Brandenburg an der Havel ist der 15. Juni 1948, als die Familie Tiede enteignet wurde. Aus ihren Mühlen entstand 1952 dann der VEB Brandenburger Mühlenwerke. Auch den  Heidrich´s erging es nicht viel besser, denn 1972 nötigte man den Eigentümer, seine Anteile am zunächst im Familienbesitz verbliebenen Betrieb schließlich doch an den Staat zu verkaufen. Beide nun volkseigenen Mühlenbetriebe wurden 1978 vereinigt.  Die nach der Wende in die Fusion mit einem Mühlenunternehmen aus Niedersachsen gesetzten Hoffnungen erfüllten sich nicht. Am 30. Juni 1993 endete mit der Schließung der Brandenburger Mühlenwerke die 800-jährige Tradition eines der ältesten und bedeutendsten Teile der Wirtschaftsgeschichte von Brandenburg an der Havel.

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